Hallo,

mein Sohn ist Zahntechniker, arbeitet als Mitinhaber in einem Zahnlabor.
Für das Büro bat er mich eine Marionette zu modellieren, so ein klein wenig ungewöhnlich.

Ja klar, ungewöhnlich ist genau mein Ding.
Die Armatur einer Marionette ist bei mir immer Styropor. Je nach Typ bau ich auch noch Verstärkungen ein.
Zum modellieren verwende ich Fimo air natural. Es gibt noch andere Sorten Fimo air, ehrlich gesagt: außer natural würde ich nichts anderes nehmen. Alle Sorten sind auch noch in verschiedenen Farben erhältlich, für eine Marionette ist weiß - da ich später ohnehin anmale - am optimalsten.

Eine Styroporkugel auf einen Holzstab aufspießen und mit Ponal festkleben ist schnell erledigt.

Dann die Augen aus Fimo für den Backofen modellieren, man kann auch fertige kaufen.

Die Styroporkugel mit Fimo air natural ummanteln.

Morgen geht es weiter, so eine Marionette baue auch ich nicht an einem Tag!
Gruß
Reinhard

Bin sehr gespannt. Das ist ja auch mein Beruf. Freue mich schon auf die Details .

Nachdem der Kopf grob vorgeformt wurde, geht es jetzt an die Feinheiten.

Augenhöhlen schaffen, mit den Daumen links und rechts die Masse eindrücken. Dann die vorgefertigten oder gekauften Augäpfel einlegen. Hierbei kann schon ein wenig der Ausdruck mitbestimmt werden. Ich habe den Augen einen kleinen "Silberblick" verpasst, er schaut auf die eigene Nasenspitze.

Augenbrauen verstärken, hier entscheidet sich der Gesichtsausdruck, griesgrämig und konzentriert, so möchte ich ihn haben.

Nase formen. Die Mundwinkel leicht abwärts zeigend.


Mit dem Daumen Ohrlöcher schaffen.

Danke für´s zuschauen, Jenny.

Die Ohren ansetzen.

So ein alter Zahntechniker benötigt auch eine Brille. Zwei verschiedene Modelle habe ich gebaut, sie werden einfach auf die Nase geklemmt. Im Büro können sie dann sich entscheiden, welches Modell getragen wird.
Die Brillen sind aus Silberdraht ( Gestell ) , die blauen Gläser sind Glasknubbel, die glasklaren Gläser wurden mit einem Glasschneider zurecht geschnitten und mit einem Diamantschleifer exakt zugeschliffen, anschließend mit Kupferfolie eingefasst und dann an den Draht gelötet.

Deine Modellierungen sind einfach großartig ! Ein herzliches Dankeschön für Deine Schritt-für-Schritt-Anleitungen. Unglaublich mit welcher Präzision Du Details (wie z.Bsp. die Brille oder Textiltexturen) herausarbeitest. Es is einfach ein Vergnügen Deine Arbeiten anzusehen.

Liebe Grüße aus Wien
Monika

Ab hier wird es langwierig.
Der Kopf muss trocknen, diese Phase sollte auch nicht forciert werden ( auf die Heizung stellen, noch schlimmer: in den Backofen ). Beim trocknen entstehen Risse, und die Oberfläche wird runzlig. Das ist nicht weiter tragisch, denn durch anfeuchten des trocknenden Kopfes und mit neuer Masse können die Risse sehr einfach verschmiert werden.
Wenn das trocknen allerdings übertrieben wird, sind die Risse derart groß, dass sie auch das mühsam modellierte Gesicht entstellen können. Den Kopf am besten bei normaler Zimmertemperatur stehen lassen.

In der Wartezeit können die Hände vorbereitet werden. Damit diese auch mal ruppiges vertragen können- mit der Marionette soll ja später auch gespielt werden - bekommen sie ein "Skelett".


Danach mit Fimo air natural die Hände formen. Das funktioniert am einfachsten, wenn die Finger nach und nach modelliert werden, also nicht alles auf einmal, sondern einen Finger formen, trocknen lassen, schleifen und erst dann den nächsten Finger. Der Bau der Hände dauert rund eine Woche.
In den Ruhe/Trocknungsphasen mache ich meist schon andere Dinge fertig: Korpus; Spielkreuz, Beine, Arme .

Hallo Monika, Danke für Dein Lob.

Hier zeige ich den Bau einer Marionette quasi im Schnelldurchlauf, im wahren Leben vergeht rund ein Monat bis so eine Marionette fertig ist. Hilfe wird mir durch meine Frau und Tochter gestellt. Die Tochter hat Hose und Kittel des Zahntechnikers genäht, meine Frau einen Pullover gestrickt.

So sieht der Kopf nach einer Woche trocknen aus, verschliffen mit 150er Schleifpapier. Das ist aber so noch nicht endgültig fertig, die Haut bekommt eine Sonderbehandlung.

Den Korpus habe ich aus etlichen Schichten Holz zusammen gesetzt.
Alles wird gut mit Leim bestrichen und gepresst. Am besten einen Tag abbinden lassen.
Mit einem scharfen Messer schnitzen, wirklich nur grob, Details erarbeite ich mit Modelliermasse.

Danach wird der Körper noch mit Fimo air übermodelliert.

Zwischendurch immer mal einen Finger modellieren.
Die Hände vor dem schleifen sehen so aus:

Kopf und Hände werden mit dem Dremel und einer feinen Bürste behandelt, die Haut wird dadurch realistischer.

Für die Bemalung nehme ich Gouache von der Fa. Schmicke.

Wenn die Farbe durchgetrocknet ist, poliere ich mit einem sauberen Baumwolltuch.

Der Körper ist auch fertig modelliert, er kann auch bemalt werden.

Von einem alten Kinderbett habe ich etliche Holzlatten "gerettet", daraus werden die Beine und Schuhe gesägt. Die Gelenke sind direkt aus aus dem Holz gesägt, das Rundholz hat 4 mm Durchmesser.

Die Arme werden nach der gleichen Methode gefertigt.